Authentische, ungestellte Fotos am Hochzeitstag?

Alle träumen davon und viele Fotografen werben damit: Den Hochzeitstag authentisch, ungestelllt und schön festgehalten zu bekommen. Warum ich dazu eine etwas differenzierte Meinung habe, möchte ich dir heute erklären.

Übrigens habe ich zu dem Thema auch gerade ein Video erstellt. Schau gerne mal rein!

Die Braut steht nachdenklich aber mit einem Lächeln im Gesicht am Fenster, während sie zur Trauung vorbereitet wird. Der Bräutigam befestigt mit einem sicheren Griff die Manschettenknöpfe und bindet sich die Krawatte. So oder so ähnlich beginnt der Tag und auch einige der ersten Fotos. Was die wenigsten dabei bedenken: die meisten Menschen heiraten zum ersten Mal und sind entsprechend aufgeregt und sehr emotional. Das ist meiner Meinung nach auch völlig normal. Doch da kommt schon der Profi ins Spiel: Um tolle Fotos von diesen ersten Szenen zu erhalten ist es vielleicht nötig, das Anlegen der Manschettenknöpfe zu wiederholen und einen Moment zu warten, bis das entsprechende Foto gemacht ist.
Die Braut steht vielleicht in einem recht dunklen Raum und nicht am Fenster, während sie sich und ihr Kleid anschaut. Eine kurze Bitte des Fotografen, sich ans Fenster zu stellen um noch ein Foto mit gut ausgeleuchtetem Gesicht zu machen. Ihr merkt, wo das hinführt?

Ich könnte jetzt noch mehr Situationen aufzählen, vom Paarshooting oder auch den Gruppenfotos. In vielen dieser Momente geht es mir nicht darum das Paar in Posen zu stellen. Viel mehr achte ich als Fotograf auf Details, gebe Tipps zur Haltung des Brautstrauß oder lasse das Brautpaar einfach den Weg ein paar Schritte laufen um nicht zu statisch zu werden und zu verkrampfen.

Sicherlich ist der Hauptteil des Tages die klassische, ungestellte Reportage mit allen spontanen Momenten. Die Mutter der Braut, die sich bei der Trauung eine Träne wegwischt, das spielende Kind am Rand der Zeremonie oder der Ringtausch.
Aber in gewissen Situationen sehe ich mich als professioneller Dienstleister gefragt, um die gewünschten Fotos als Erinnerung auch festzuhalten.

Versteh mich nicht falsch, ich möchte nicht sagen, dass Kollegen die mit ungestellten Fotos werben ihre Arbeit nicht richtig machen. Ich möchte nur eine Sensibilisierung erreichen. In manchen Momenten ist es notwendig einzugreifen. Dies sollte immer so dezent und unaufdringlich wie möglich passieren. Aber der romtantische Gedanke, dass jedes Paar automatisch richtig posiert und auf jedem Foto ideal ins rechte Licht gerückt ist, halte ich für falsch. Dafür kommen meiner Erfahrung nach an einem Hochzeitstag zu viele Eindrücke und Emotionen zusammen, die eine Braut und ein Bräutigam verarbeiten müssen.

Es ist auch nicht ihre Aufgabe darauf zu achten, dass sie auf den Fotos gut aussehen. Das ist meine. Und deswegen gibt es für mich keine Hochzeitsreportage ohne ungestellte Fotos. Für mich ist nur entscheidend, wann und wie ich als Fotograf eingreife und diese Situationen möglichst auf ein Minimum zu beschränken. Dezent, aber immer mit dem Ziel das Brautpaar mit tollen Erinnerungen an ihren Hochzeitstag glücklich zu machen.

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